Liebe Leser,
bevor ich eine geballte Ladung Links auf euch loslasse, möchte ich eine Sache loswerden, die mich seit meinem ersten "Leckeres, Lesens- und Sehenswertes"-Blogpost nicht mehr loslässt.
Auf meinen Kommentar zu Franzis Blogartikel (zu eurer Erinnerung, hier noch einmal):
Wahre, wunderbare Gedanken zum Thema Lebensmittel und der Wertschätzung von tierischen Nahrungsmitteln hat sich Franzi gemacht. Ihren Blogartikel kann ich nur so unterschreiben. Ich finde es traurig, wie viel Wert die meisten Menschen auf irgendwelche Statussymbole wie Autos, Technik, Urlaube legen, gleichzeitig aber an LEBENSmitteln sparen. Ganz abgesehen von altruistischen Gründen sich bewusst zu ernähren, muss man sich doch fragen, ob es wirklich gut ist, dass man für sein Auto nur das beste Benzin tankt, in sich selbst aber die billigsten Nahrungsmittel reinschüttet. Wie seht ihr das?
bekam ich unter anderem folgende Antwort:
Hi gourmande, ich schaue immer wieder gerne auf deinem Blog vorbei, weil ich ziemlich sicher sein kann, dass ich was finde das mir schmeckt. Ich finde es auch durchaus gut, dass du versuchst deinen Lesern das ein oder andere bewusst zu machen. Mir fällt dabei allerdings gerade heute auf, dass du ganz schön schwarz weiß denkst (richtig/ flasch Kategorien). Ich gehe gerne und oft in Urlaub und achte dennoch auf meine Ernährung und was ich zu Hause verarbeite. Ich rette damit zwar nicht die Welt und jedes arme Kind der Erde, aber "falsch" ist das deshalb noch lange nicht.
(Liebe Pat, ich möchte dich mit dem Zitieren nicht irgendwie denunzieren, aber ich möchte noch einmal ausführlich darauf eingehen und ihn als Aufhänger benutzen, meine Antwort richtet sich also nicht nur an dich, sondern an alle meine Leser.)
Zuerst: Ich finde ehrlich gesagt nicht, dass ich schwarz-weiß denke und ich verstehe nicht, wie ich das mit dem, was ich zu Franzis Blogpost schrieb, das gezeigt haben könnte.
Ja, ich finde es ein bisschen komisch, wenn jemand viel Wert auf Statussymbole legt (egal, ob das ein dickes Auto, teure Klamotten, zahlreiche (Fern)reisen sind). Das heisst aber noch lange nicht, dass ich es verwerflich finde, wenn jemand gerne in den Urlaub fährt. Das habe ich mit Sicherheit nicht so gemeint. Wenn das jemand tatsächlich so verstanden hat und sich deswegen vor den Kopf gestossen gefühlt hat, dann tut mir das wirklich leid, das wollte ich nicht. Ich bemühe mich eigentlich, mit solchen Aussagen vorsichtig zu sein, weil ich weiß, dass ich mein Ziel (nämlich Leute zum kritischen Konsum anzuregen) so nicht erreiche. Mir ging es vielmehr um die (Nicht)Wertschätzung von Lebensmitteln und eine Prioritätensetzung, die ich einfach nicht nachvollziehen kann.
Ich kann es nicht verstehen, wie man viel Geld in ein dickes Auto investiert, aber gleichzeitig für eine 39 Cents billige Tafel Schokolade Kinderarbeit in Kauf nimmt. Das ist meiner Meinung nach einfach falsch. Und das möchte ich hier auf meinem Blog auch sagen dürfen, ohne dass mir gleich unterstellt wird, dass ich alles nur in schwarz und weiß einteile. Der Schluss daraus wäre ja auch, dass ich mich offensichtlich für einen "guten Menschen" halte?! Nein, sicher nicht. Auch ich fahre gerne in den Urlaub. Ich kauf mir manchmal auch ne Avocado oder Obst aus Übersee oder bestelle mir etwas bei amazon. Und das gestehe ich auch jedem zu. Ich geh nicht zu Aldi und beklebe die Luxuskarossen mit Werbung für Fair Trade oder protestiere vor Reisebüros, weil die Leute ihr Geld lieber in faire Lebensmittel stecken sollen. Ich möchte mit meinen Blogposts auch niemanden knebeln, ihn dazu zwingen, bestimmte Dinge nicht mehr zu kaufen, das kann ich eh nicht. Und ich bin auch der Meinung, dass die Holzhammermethode "DU DARFST NICHT (hier beliebige Sache einsetzen) KAUFEN/ESSEN/.." der falsche Weg ist. Ich bin schon lange davon abgekommen, Leuten Vorträge über die Vorteile einer vorwiegend pflanzlichen-regionalen Ernährung zu halten. Ich habe die Erfahrung gemacht, dass sich die meisten mit einem leckeren Gericht viel eher überzeugen lassen und das ist eigentlich auch die Linie, die ich hier auf dem Blog in 95% der Blogposts fahre. Aber dennoch möchte ich gewisse Sachen nicht tot schweigen. Sachen die mir am Herzen liegen. Das sind in erster Linie irgendwelche Umweltthematiken und Tierethik.
"Darf" ich bestimmtes Konsumverhalten nicht kritisieren, weil ich selbst kein perfekter Mensch bin? Weil ich sonst Gefahr laufe, dass sich jemand sofort angegriffen von mir fühlen könnte oder weil nur "perfekte" Menschen Kritik üben dürfen? Wer darf denn dann überhaupt noch Missstände kritisieren und unangenehme Themen ansprechen? Niemand, oder?
Wenn sich niemand traut, auf Missstände aufmerksam zu machen, weil man selbst nicht völlig perfekt konsumiert, ist auch niemandem geholfen. Ich nehme es lieber in Kauf, ein paar Leuten vor den Kopf zu stoßen, um andere Leser zu erreichen und sie auf Problematiken aufmerksam zu machen, die sie vorher vielleicht nicht kannten. (Wie es auch Heike bei mir der Cashewnuss-Problematik tat.)
Es mag sein, dass ich damit den ein oder anderen von meinem Blog vertreibe, allerdings hat es Micha neulich schön ausgedrückt, Foodbloggen sollte nicht nur "Schönwetterbloggerei" sein. Ich möchte auf gewisse Themen, die mir am Herzen legen, aufmerksam machen. Weil mir das wichtig ist. Nicht als Vorwurf, nicht um jemandem meine Meinung aufzuzwingen, sondern als Information für interessierte Leser. Denn ich finde es wichtig, dass wir nicht nur Kochwissen teilen. Deswegen wird bewusster Konsum hier in Zukunft wahrscheinlich sogar noch öfter Thema sein, auch wenn ich damit vielleicht Gefahr laufe, dem ein oder anderen Leser zu missionarisch vorzukommen. Damit werde ich leben müssen. Wenn ich im Gegenzug auch nur einen einzigen Leser auf eine Problematik, von der er vorher nichts wusste, aufmerksam machen kann und er daraufhin etwas ändert, dann ist es mir das wert.
(Und keine Angst, einen so langen Monolog wird es so schnell nicht geben, ich belasse es dann doch lieber bei der bloßen Sammlung von Lesens- und Sehenswertem, so dass ihr euch eure Meinung selbst bilden könnt.)
Passend zum Thema "Mut zu kritischen Blogartikeln", ein Blogpost von Ela zu Garnelen.
"Das Glück wohnt in der Küche"- Cynthia Barcomi bei Freunde von Freunden.
Ein Blick in meine heutige Gemüsekiste:
Leckeres von anderen Foodblogs:
- Suppe aus Rotkohl? Wie toll, das muss ich unbedingt probieren. Allein schon wegen der tollen Farbe!
- Was kocht ihr an Weihnachten? Knödel, Rotkohl,... und was dazu? SAUCE! Bei Ela gibt es ein tolles Rezept für eine vegane Bratensauce.
- Ravioli mit Kürbissauce
- Eine No Cheese-Japaleño Sauce zu Nachos gab es bei Barbara. Muss ich unbedingt, ganz dringend nachmachen! hmmm!
- Leckeres Nussbrot gab es bei der Saisongärtnerin, beim Twoodledrumadventskalender gibt es das Aufstrichrezept dazu.
- Darf es was ganz besonderes sein? Bei Cookies&Style gab es am Vegan Wednesday veganes Zitronengulasch mit Maroni-Brezenknödeln
Und, nach erfolgloser Suche im Bioladen besitze ich ihn nun doch, den Sonnentor Gewürzadventskalender. Gewonnen bei Carla. Nächstes Jahr gibt es den hoffentlich auch im Einzelhandel.
Ich wünsche euch ein schönes Adventswochenende!